Die Geschichte des Cafe Kretzschmar
Das Gebäude und die konservierten Kellergänge (Höhler) sind wohl mit die Ältesten der Stadt Glauchau. Ein archäologisches Gutachten eines Scherbenfundes besagt eine Zeitspanne zwischen dem 10. - 12. Jahrhundert. Urkundlich wurde das Haus erstmals vor ca. 550 Jahren erwähnt.
1868 Verpachtete der Herr Advokat Raum die Kanzlei an den Konditormeister Herrn C. R. Hermann Reichardt, welcher einen Backstubenanbau errichtete und in den ehemaligen Kanzleiräumen ein Cafe-Restaurant mit Laden errichtete. Aus dieser Zeit stammt noch ein original erhaltener Marzipanmahlstein.
1898 Übernahm der Herr Konditormeister Robert Görner den Betrieb und das Haus. Er verlagerte die Backstube an eine andere Stelle im Haus. Bei den Umbauarbeiten wurde ein neuer Backofen errichtet.
1902 Findet sich in den alten Hausakten der Eigentümer Herr Konditormeister Mehlhose.
1906 Kaufte Konditormeister Emil Kretzschmar (Firmennamensgeber) das Grundstück und betrieb das Cafe-Restaurant mit Laden. Er baute einige Vereinszimmer an. Das führte wiederum zu einem Räumlichen Umbau der Backstube, welcher auch einen Backofenneubau bedeutete. Fortschrittlich wie er war, konnte er sich bereits im April 1912 stolzer Besitzer eines Automobils nennen. Nach einem Sturz auf der Kellertreppe war er jedoch an den Rollstuhl gebunden und seine Frau Franziska führte den Betrieb weiter bis zum Verkauf des Grundstücks, da keine Kinder als Erben vorhanden waren.
1933 Kaufte Konditormeister Paul Günther, welcher vorher die Bäckerei-Konditorei Prater in Meerane betrieben hatte, in seiner Heimatstadt Glauchau das "Cafe Kretzschmar". Auch für ihn gab es einen Backofenneubau 1946. Die Vereinszimmer mussten auf Anordnung des Wohnungsamtes der Stadt in Wohnraum für Flüchtlinge umgewandelt werden. Der Firmenname "Cafe Kretzschmar" blieb erhalten, da keine eigenen Kinder als Erben vorhanden waren. Aber es gab eine Hoffnung!
1952 Kam der Konditormeister Wolfram Günther mit seiner Ehefrau, der Neffe des Konditormeisters Paul Günther, aus der Hansestadt Lübeck (wo er bei seinem Onkel Walther Günther gearbeitet hatte) nach Glauchau in die Russische Zone und übernahm den Betrieb. Nach dem Ableben der Tante übernahm der Konditormeister Wolfram Günther auch das Grundstück. Auf diese Weise konnte der Betrieb und das Grundstück vor einer angedrohten Enteignung durch den Staat gerettet werden. Da auch hier zuerst keine Kinder da waren, blieb es bei dem Firmennamen "Cafe Kretzschmar".
1984 Erfolgte die Geschäftsübergabe des "Cafe Kretzschmar" an die Konditormeisterin Sissy Ullmann (geb. Günther) die jüngere Tochter von Konditormeister Wolfram Günther. Für sie gab es auch einen guten Grund den Firmennamen nicht zu ändern, obwohl Kinder da sind. Der Name "Cafe-Kretzschmar" steht im Internationalen Branchenbuch, und eine Änderung des Namen wäre eine Streichung gewesen, da für die DDR keine Neueinträge möglich waren. Auch für sie und ihren Mann, der ebenfalls vom Fach ist, stand ein Backofenneubau (1992) an. Mit der Wende und der Wiedervereinigung standen viele Erneuerungen und Modernisierungen auf der Liste. So wurde der neue Backofen auf Strombasis errichtet, eine neue italienische Eismaschine, eine neue Cafeeinrichtung, energiesparsame Kühlanlagen und viele andere Dinge angeschafft.
1995 Erfolgte eine Betriebserweiterung durch die Eröffnung des Feier-Restaurants "Zum Torkeleum", welches sich in einem Kreuzgewölbe befindet. Schließlich wurden noch Pensionszimmer eingerichtet.